Lernort Staatsregierung 2013

WIN 11b gewinnt wertvolle Preise

im Wirtschaftsministerium München
Lernort Staatsregierung 2013

Am vergangenen Montag hatten die Industriekaufleute der WIN11b zusammen mit Ihrer Lehrerin Frau Bucher die Möglichkeit das Wirtschaftsministerium in München im Rahmen des Informationstages "Lernort Staatsregierung" zu besuchen.

Nach einem kurzen Rundgang durch das Ministerium besichtigten wir den historischen "Ludwig Erhard Saal", benannt nach dem ersten Wirschaftsminister Bayerns, späteren Bundeswirtschaftsminister bzw. Bundeskanzler und Urvater des Modells der sozialen Marktwirtschaft. Übrigens ein Mittelfranke aus Fürth, der in Nürnberg studiert hat.

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Herr Lux aus dem Referat Öffentlichkeitsarbeit stellte uns den Aufbau des Ministeriums anhand des Organisationsplans vor und outete sich als grundsätzlicher Fan von Organisationsplänen, die sehr schnell die Struktur der jeweiligen Einrichtung erkennen lassen.

Die Namensbestandteile des Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie finden sich demnach auch in der Abteilungs- bzw. Referatsgliederung wieder.

So erfuhren wir u.a. dass jeder zweite Euro in Bayern mit dem Ausland verdient wird und deswegen auch die Abteilung VI Außenwirtschaft und Standortmarketing entsprechend besetzt sei.

Durch einen kleinen Quiz, bei dem man als Hauptpreis ein nicht im Handel erhältliches Staatswappen für den feinen Ausgehanzug oder eine Baumwolleinkaufstasche mit dem bayerischen Staatswappen gewinnen konnte, gelang Herrn Lux am Ende seines Vortrags eine fast perfekte Lernzielkontrolle. Die glücklichen Gewinner der Hauptpreise haben sich trotz der Werthaltigkeit der Preise dazu entschlossen, ihre Ausbildung an der Berufsschule Neumarkt zu Ende zu führen.

Im Anschluss erfuhren wir von einer Mitarbeiterin des "Ministerbüros", dass der Minister auch nur ein Mensch sei und gerne etwas länger schlafe, eine Eigenschaft die in Schülerkreisen sehr verbreitet ist, dafür aber abends länger arbeite, was sich in Schülerkreisen noch nicht so herumgesprochen hat. An einem Auszug des Terminplans des Ministers konnte man erkennen, dass Minister sein nichts mit einer 40 Stundenwoche gemein hat. Wir konnten einen exemplarischen Tagesablauf nachvollziehen und erfuhren, dass wir ca. 3 Monate auf einen Gesprächstermin mit dem Minister warten würden, wenn wir überhaupt zu ihm vordringen könnten.

Der nächste Programmpunkt war der Vortrag des Ministerialrats Wolfgang Spicka aus der Abteilung II, Wirtschaftspolitik, mit dem Thema "Zukunft der Arbeit". Wer jetzt dachte, er könne sich zurücklehnen, hatte das Thema falsch interpretiert und sich gründlich getäuscht. In Gruppenarbeit wurden die Megatrends des 21. Jahrhunderts und die Folgen für die Arbeitswelt erforscht. Die Schülertrends gingen von der Gentechnik über Urlaub im Weltraum hin zur Elektromobilität.

Nach dem Mittagessen, zu dem wir eingeladen wurden, besichtigten wir die Bayerische Staatskanzlei, saßen am Kabinettstisch und machten uns Gedanken, was man als Ministerpräsident bei der Kabinettsbesetzung außer dem Geschlecht, dem Regierungsbezirk, der fachlichen und politischen Qualifikation und der jeweiligen Religion noch berücksichtigen müsse. Auch ein Rundgang durch die Staatskanzlei mit einem Foto vor dem Büro des Ministerpräsidenten Seehofer gehörte zur Grundausstattung eines politisch interessierten Schülers.

Die vielen Eindrücke des Tages sorgten dann auf der Heimfahrt dafür, dass so manches kurzes Schläfchen dazu diente, das erworbene politische Wissen nachhaltig zu festigen.

Herzlichen Dank an die Vertreterin der Landeszentrale für politische Bildung Frau Christine Hofmann, den Vertretern des Wirtschaftministeriums, der Schulleitung der Berufsschule Neumarkt und den Schülern der Klasse WIN 11b zusammen mit ihrer Lehrerin Frau Bucher für diesen gelungenen "politischen Tag".

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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Zeitzeuge Ernst Grube an der Berufsschule Neumarkt

"In Litauen gibt es keine Juden mehr"

"Ich kann heute feststellen, dass das Ziel, das Judenproblem für Litauen zu lösen, vom Einsatzkommando 3 erreicht worden ist. In Litauen gibt es keine Juden mehr." Karl Jäger, SS-Standartenführer, Kommandant des EK3 in Litauen in seinem Bericht vom 01.12.1941.

Ernst Grube, Jahrgang 1932, ist einer der letzten, der aus eigener Erfahrung von der Vernichtung der europäischen Juden erzählen kann. Bei seinem Vortrag am 10. Juli an unserer Schule zeigte er diesen Bericht von Karl Jäger:

"Insgesamt 99.804 ermordete Juden auf Seite 5, der ganze Bericht hat 10 Seiten."

Es geht Herrn Grube in seinen Schilderungen aber nicht um Zahlen, das betont er mehrmals, sondern um die Ideologie, die Ausgrenzung und die Minderwertigkeit von Menschen, die heute wieder von Neonazis propagiert wird. Es liegt ihm viel daran, die Zusammenhänge zur heutigen Situation zu benennen. Die Grenzen des Rechts auf freie Meinungsäußerung sieht er da, wo Inhalte zu Rassismus und Gewalt führen können.

In seinem Vortag gelingt es ihm dabei immer wieder, Vergangenes mit Gegenwärtigem zu verbinden, ohne dass man den Faden verliert.

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  • Bundesstiftung

Beginnend mit dem Jahr 1938, in dem seine Familie von den Nazis aus ihrer Wohnung vertrieben wurde, zeichnet er die Geschichte seiner Familie am eigenen Schicksal nach. Am 08. November kam er im Alter von 6 Jahren mit seinen Geschwistern in ein jüdisches Kinderheim. In der folgenden Nacht, der Reichsprogromnacht, in der über 1.400 Synagogen und tausende Geschäfte und Wohnungen in Deutschland durch die Nazis verwüstet wurden, wurden die letzten Illusionen jüdischer Mitbürger über die Absichten der Nationalsozialisten zerstört. Herr Grube berichtete, dass er als jüdisches Kind in der folgenden Zeit, wenn sie das Kinderheim verließen, bespuckt und beschimpft wurde und er diese Ausgrenzung nur durch die Gemeinschaft im Heim ertragen habe.

Im November 1941 begannen die ersten Deportationen jüdischer Mitbürger, die bis dahin so viel Diskriminierendes erlebt hatten, dass bei vielen der psychische und physische Widerstand zerstört war.

Herr Grube verdeutlicht selbst Erlebtes durch das Zeigen seiner damaligen Kennkarte, mit der er sich bei jeder Kontrolle als Jude "outen" musste. Dazu musste er den Judenstern tragen, als Ausdruck täglicher Diskriminierung.

In diesem November wurden auch 23 Kinder aus dem Münchner Kinderheim nach einem 5 tägigen Transport nach Litauen in Kaunas ermordet. Danach war " ...das Kinderheim halbleer, nicht halbvoll." Der Eindruck der dann folgenden, weiteren Transporte von Juden aus München in die Konzentrationslager war immer gegenwärtig. "Das war ein Geschehen, was man nicht verdrängen darf. Geschehenes verpflichtet uns aufmerksam zu sein. Wir müssen Dinge kritisieren."

Herr Grube hebt die Wichtigkeit seines nicht jüdischen Vaters, der sich trotz ernormen Drucks nicht scheiden ließ, für den Fortbestand seiner Kernfamilie hervor. Dieses Glück hatten die Schwestern seiner jüdischen Mutter, die alle mit jüdischen Männern verheiratet waren leider nicht. Sie wurden deportiert und ermordet.

1943 konnte Ernst Grube mit seinen Geschwistern dann endlich zu seinen Eltern zurück. Der weitere Weg der Familie führte ins Konzentrationslager Theresienstadt, das als eine Art "Vorzeigelager" für das Rote Kreuz und die Weltöffentlichkeit geführt wurde.

Ganz deutlich macht Herr Grube die Angst, die er als Kind damals hatte, mit der Frage "...was haben die mit uns vor?" die ihn in der Lagersituation ständig begleitete.

Die Befreiung durch die Rote Armee bzw. die Alliierten erlebte er am 08. Mai 1945 als Sieg der Menschlichkeit.

Bei einer Erinnerungsreise, die Ernst Grube im Jahr 2011 wieder an diese Orte führte, wurde ihm die emotionale Seite seiner eigenen Erzählungen sehr bewusst.

In seinem Schlusswort betonte Herr Grube die Wichtigkeit, sich gegen Angriffe gegenüber Minderheiten zu wehren und diesen Leuten aktiv zu helfen, in die Mehrheitsgesellschaft zu kommen. Man müsse darüber sprechen, nur so können man Widersprüche aufdecken.

Im Anschluss fragten die Schüler nach dem Bewusstsein der deutschen Bevölkerung angesichts dieser Verbrechen, ob ihn diese Zeit noch sehr beschäftige und nach dem Alltag im KZ.

Auf die Frage eines Schülers, ob er mit Deutschland wieder Frieden schließen konnte, antwortete Herr Grube dass er mit Deutschland nie im Krieg war. Das Wichtigste in den Nachkriegsjahren war für ihn den Wunsch nach Gemeinschaft, der so lange unerfüllt geblieben war, mit dem Besuch der Schule, die er eigentlich erst ab der 6. Klasse besuchen konnte, zu erfüllen . Er habe keinen Hass gefühlt.

Herzlichen Dank an Herrn Grube, der sich als Stellvertretender Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau e.V. und in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten engagiert, für das Erzählen seiner beeindruckenden Lebensgeschichte.

Das war sicher ein Lebensbericht, der den Schülern und Lehrern noch lange in Erinnerung bleiben wird.Herr GrubeBegleitet wurde dieser Vortrag von der Ausstellung "ENDSTATION VERNICHTUNG" die im Erdgeschoß der Berufsschule für 2 Wochen zum Besuch einlud. Die Ausstellung ist in ihrer Konzeption grundlegend an einer Klärung der Rolle der Deutschen Reichsbahn im 3. Reich interessiert. Sie umfasst eine Vielzahl von Texten und Fotografien, die Fakten und Augenzeugenberichte des Geschehenen vermitteln.

Vielen Dank auch an Herrn Schmid von der Arbeit und Leben Bayern gGmbH, der den Kontakt zu Herrn Grube hergestellt hat und die Ausstellungsplakate zur Verfügung stellte.

Karl Jäger, der SS Standartenführer lebte übrigens wie viele andere Nazitäter auch, unbehelligt bis April 1959 in der Nähe von Heidelberg. Vor Gericht wurde Jäger nicht gestellt, da er sich während der Untersuchungshaft im Gefängnis am 22. Juni 1959 im Alter von 70 Jahren selbst erhängte.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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